Klaus Wolschner  Texte zur Geschichte und Theorie von Medien & Gesellschaft

Über den Autor

www.medien-gesellschaft.de


III
Medien
-Theorie

Cover WI

Neue Medien,
neue Techniken des Selbst:
 Unser digitales Wir-Ich

ISBN: 978-3-754968-81-9

Cover VR

Über die Mediengeschichte der Schriftkultur und ihre
Bedeutung für die
menschliche
Wirklichkeits-Konstruktion
im  Jahrhundert
des Auges:
Virtuelle Realität
der Schrift

ISBN 978-3-7375-8922-2

COVER AS

Wie wir wahrnehmen,
was wir sehen:

Augensinn und
 Bild-Magie

ISBN 978-3-7418-5475-0

Cover GG

Über religiöse Körpergefühle und die kommunikative Kraft
der großen Götter von Christentum, Islam und Moderne:
Wie Glaubensgefühle
Geschichte machen

ISBN 978-3-746756-36-3

Cover POP2

Über traditionelle
Herrschafts-Kommunikation
und neue Formen der
Medien-Demokratie:
Wenn der Pöbel
online kommt

ISBN: 978-3-756511-58-7
 

SchwaneSie sind treue Liebhaber.
Sie wählen im jungen Alter ihren Partner fürs Leben.
Ihre Balz-Tänze sind ballettreif.
Um Brut und Aufzucht kümmern sich die Eltern gemeinsam.
Verstirbt einer der beiden Partner,
hat der andere Schwierigkeiten
einen neuen zu finden.
Dennoch -
Schwäne sind Seitensprüngen nicht abgeneigt.


 

Was ist Liebe?
Zwischen Neurochemie und Kommunikation

2020

Nichts bewegt die Menschen so sehr wie das Thema Liebe. Sie steht im Zentrum von Klatsch und Tratsch nicht erst seitdem im 15. Jahrhundert das Wort „Liebe” in seinem heutigen Bedeutungsschwerpunkt das ältere „Minne” ablöste. Die Andeutungen über die Liebe beherrschen den Film, das Reden über Liebe beherrscht die Literatur. die meisten Romane und Filme fesseln ihr Publikum mit einer „Affäre“. Liebe - und ihr Scheitern - strukturiert das menschliche Zusammenleben und die Biografie jedes Einzelnen.
Die Medien der Liebe sind die Phantasie und der Leib.

Ohne die Erfahrung von Mutterliebe können Menschen ihre sozialen Fähigkeiten nicht entfalten. Liebe dient gleichzeitig zur Begründung von Aggressionen - „Liebe zum Vaterland“ stimuliert Männer im Krieg.

Liebe ist ein Wort aus der Umgangssprache, das empfundene Gefühle benennt, die mit Handlungsmustern verknüpft sind. Das Gefühl drängt zu körperlichen Praktiken, die körperlichen Praktiken der Liebe befeuern gleichzeitig das Gefühl. Liebe ist immer im Fluss, nie gleich - das Wort suggeriert eine völlig unangemessene Konstanz der Gefühle und Handlungsmuster. In die Schemata der Logik und in die wissenschaftlichen Kategorien lässt sich die Vielfalt der Phänomene von Liebe nur schwer einordnen. Liebe ist „komplex“, sagt man. 

Psychologen und Sozialwissenschaftler unterscheiden drei Komponenten von Liebe
- sexuelles Begehren, Lust, 
- romantische, erotische Liebe (
limerence, Verliebtheit) und 
- „kameradschaftliche” Liebe, Fürsorge, Bindung - commitment.

Alle drei haben viel mit Kommunikation zu tun, mit non-verbaler und mit verbaler. „Liebe“ benennt die legitimen Formen, in der sexuelle Bedürfnisse in Kultur übersetzt und gesellschaftsfähig werden dürfen. 

Sexuelle, romantische und kameradschaftliche Liebe können getrennt untersucht werden, kommen getrennt vor, gehören aber so sehr zusammen, dass es Sinn macht, sie unter einem Begriff zusammen zu betrachten. 

Alle Versuche, die neurobiologischen Mechanismen der Liebe zu analysieren, haben nur bestätigt: Liebesgefühle finden im Kopf statt, sind ein kognitiv-kulturelles Phänomen. Bei Präriewühlmäusen, die treu und monogam als Pärchen leben, würde man nicht von Liebe sprechen, zum Phänomen „Liebe” gehört ein hohes Maß an Selbstbewusstheit und Bewusstheit der Gegenseitigkeit.

Für die sexuelle Lust und die dadurch entstehende Bindung von Sexualpartnern gibt es eine Evolutionsgeschichte. Diese Evolution ist keine schlichte Entwicklungslinie. Präriewühlmäuse und die meisten Vogelsorten entwickeln im Zusammenhang der Paarung ein Bindungsverhalten, das Verhaltensforscher „monogam“ nennen – ein instinktives Verhaltensrepertoire, das bei Säugern und insbesondere bei unseren nächsten Verwandten unter den Primaten nicht mehr zu finden ist. 

Zur Entstehung der Subjektivität aus der Erotik 

Tiere reagieren triebgesteuert in „präsentativer Unmittelbarkeit“. Wenn Tiere Verhaltenskonflikte zeigen, zögern sie in einer bestimmten Situation, aber wenn die Situation vorüber ist, verhalten sie sich wie gewohnt. Der Mensch verarbeitet solche Erfahrungen des Zögerns in Form anhaltender Selbstzweifel und ambivalenter Gefühle. Erfahrungen verfestigen sich als Haltungen in einer komplexen menschlichen Psyche. Dies beschreibt den spezifischen mentalen Unterschied zwischen Tier und Mensch. 

Für den Philosophen Ferdinand Fellmann ist „der menschliche Geist in seiner Kreativität und emotionalen Selbstwahrnehmung das Ergebnis des evolutionären Übergangs von der Sexualität zur Erotik“. Während unsere tierischen Verwandten sich oft nach der sexuellen Kopulation befriedigt und gelangweilt abwenden, ist es den Menschen möglich, eine nachhaltige erotische Beziehung zu der anderen Person aufzubauen, in deren Rahmen die Sexualität nur einen verbindenden Höhepunkt darstellt. Die erotische Zuneigung spielt mit der Scham. Da gibt es ein Zögern, einen Hiatus (Arnold Gehlen) - der Trieb wird gebremst, sublimiert. Erst dieses Zögern macht aus dem Sexualobjekt ein Subjekt, ein „Alter“, das das Ego respektiert und dem das Ego mit Respekt begegnen will. Das Alter ist das fremde ICH, eine andere Subjektivität. Der Respekt vor der fremden Subjektivität macht aus meinem Trieb-Ego ein Subjekt-Ich.

Sexuelle Erregbarkeit vermittelt bei Liebenden das Gefühl einer mentalen Bindung, die nicht auf die Energien des Körpers reduziert werden kann. Die nachhaltige Paarbindung beruht auf einer Emotionalität, die als „Liebe“ beschrieben wird. Paargebundene Menschen steigern ihre intersubjektive Sensibilität durch die „guten Gefühle“, die sie füreinander empfinden, und das Bewusstsein dieser Gefühle. Erst in der erotischen Zuneigung wird ein Sexualobjekt zu einer unverfügbaren Person, zu einem fremden Subjekt. Liebende Menschen streben nach einer besonders intensiven und besonders langfristigen Bindung, die auf Intimität und Exklusivität basiert. Die liebevolle Wahrnehmung des Anderen in Form der Sorge dafür, was der andere fühlen und beabsichtigen könnte, führt zum Gefühl eines weitreichenden gegenseitigen Verständnisses, zu dem die Scham gehört als Kontrolle eines allzu egoistischen, „übergriffigen“ Begehrens.

Obwohl die meisten Liebespaare dasselbe miteinander tun und wie alle anderen Menschen miteinander meist über das Wetter, das Essen und die Fernsehnachrichten reden, verheißt die romantische Liebe doch, ein sozialer Ort der 'Authentizität' und 'Identität' zu sein. Da werden nicht nur funktionale Bereiche angesprochen, die Arbeitskraft und die Kochkunst, angesprochen und bestätigt fühlt sich das „Selbst“ in seiner Ganzheit. Für dieses Gefühl reicht es nicht, dass die Gespräche originell und die Kommunikation wertschätzend sind. Kern dieses Gefühls ist das intime Sich-berühren und Berühren-lassen. Gesprächspartner sind austauschbar, nicht aber dieses „sich gefühlt zu fühlen“. Alle Versuche, die Liebe durch ihre Diskurse zu erfassen, erreichen daher nicht das Entscheidende. Soziologen können die Rollenmuster der Sprache und des Verhaltens beschreiben, sie stellen fest, dass alle romantischen Liebhaber sich als ganz einzigartig, authentisch und „individuell“ gemeint begreifen und dass die Säuglinge zum Verwechseln ähnlich sind. Das Gefühl aber, von der Liebe des Anderen so gemeint zu sein und das eigene Kind sind höher als alle Soziologie.

Die langfristige Paarbindung ermöglicht den Menschen eine Intensivierung ihrer emotionalen Sensibilität gegenüber einer bestimmten Person. Aus der Erotik entsteht ein Bewusstsein der Subjektivität des Anderen – und spiegelbildlich der eigenen Subjektivität. Die Mutter-Kind-Bindung ist die Welt des kindlichen Narzissmus. Der Erotik verdanken wir die intensivste zwischenmenschliche Beziehung, in der der Narzissmus altruistisch werden muss. In der Erotik baue ich eine exklusive Beziehung zu dem Anderen auf. Zwei Subjektivitäten verschmelzen einerseits, andererseits müssen intimste Eigenheiten wohlwollend toleriert und respektiert werden.

Für Menschen ist das Bedürfnis nach exklusiven, monogamen Bindungen universell verbreitet und selbst in äußerlich polygamen Kulturmustern scheint es „heimliche“ Monogamie zu geben – zumindest eine „Lieblingsfrau“ (William Jankowiak). Die menschliche Liebe ist ein - in der Biologie verankertes – Kulturphänomen. Die Entwicklung der Semantik von romantischer Liebe, deren neurobiologische Mechanismen Helen Fisher in ihrer „Chemie der Leidenschaft“ beschrieben hat, ist mit einem großen kommunikativen Aufwand verbunden – und das seit den ältesten Kulturen, die uns Schrift- oder Bild-Zeugnisse hinterlassen haben. Die persönlichsten Bedürfnisse sind so  in der Sozialität des Menschen verankert.

Liebe und Sexualität im Zeitalter des Konsumismus

In der Konsumgesellschaft wird die Sexualität ein Teil der konsumistischen Identität. Herbert Marcuse hatte in seinem Buch „Triebstruktur und Gesellschaft“ im Jahre 1955 leise Zweifel an der Idee herrschaftsfreier, humaner Sexualität formuliert: „Die Vorstellung von einer nicht-repressiven Triebordnung muss in erster Linie an dem ‚ordnungslosesten‘ aller Triebe – der Sexualität nämlich – geprüft werden. Eine repressionsfreie Ordnung wäre nur möglich, wenn es sich erweist, dass die Sexualtriebe, kraft ihrer eigenen Dynamik und unter veränderten sozialen und Daseins-Bedingungen, imstande sind, dauerhafte erotische Beziehungen unter reifen Individuen zu stiften.” Das Experiment, das in der 1968er Revolte unter dem unbekümmerten Motto der „freien Liebe“  gemacht wurde, hatte ein eindeutiges Ergebnis: Diese „nicht-repressive Triebordnung“ gibt es für die Sexualität nicht, „dauerhafte erotische Beziehungen unter reifen Individuen“ lassen sich nicht durch nicht-repressive, gleichberechtigte und wie auch immer „human“ gestaltete Sexualität stiften. Die Sexualität gehört zur Sphäre des biologischen Erbes, die Idee der Liebe aber zur Sphäre der Kultur.

Nach der Freudschen Theorie des Libido projiziert der Liebende auf das geliebte Objekt sein Bild, das er begehrt. Dies nennt Bolz den „narzisstischen Rahmen der Erotik“. Natürlich sind Frauen Sexualobjekte für Männer – und Männer Sexualobjekte für Frauen. Um Liebe begründen zu können, muss die Objekt-Beziehung der Sexualität in eine höhere, kultivierte Idee eingespannt werden, in etwas Symbolisches, in ein heiliges Sakrament, einen Ehe-Vertrag. Der Pakt des (Ja-)Wortes „bis dass der Tod uns scheide“ gerät allerdings immer wieder in die Verstrickungen der narzisstischen libidinösen Doppel-Bindung. Ein Begehren, das nicht das gesuchte Echo in einem „begehrt werden“ findet, schlägt um in Aggressivität, im Extremfall in die Zerstörung des anderen. „Es gibt keine natürliche Sexualharmonie zwischen Männern und Frauen“, so formuliert Norbert Bolz in seinem „Konsumistischen Manifest“. 

In der Welt des Konsums ist es normal, beim Kauf eines Objektes seine Entsorgung mit zu bedenken. So werden profane Eheverträge nicht mit dem Motto „bis dass der Tod uns scheidet“ versehen, sondern mit Regelungen für den Scheidungs-Fall. Statt sich unsterblich zu verlieben hat man „Beziehungen“ mit Lebensabschnittspartnern. Statt Verschmelzung lebt man „apart together“. Und die wilde Lust, die an dem anderen vor allem das genitale Sexualobjekt sucht, wird von der digitalen Porno-Industrie bedient. 

Menschen haben ein großes Bedürfnis, über Liebe zu reden 
– was bedeutet die Kommunikation für die Liebe?

Schon in frühen Zeiten stachelte die Liebe die Menschen zu einer Vielfalt von Kulturleistungen an - mit Tanz und Musik, Bild und Wort, Gestus und Mimesis wurde sie gefeiert. Die Hochkulturen des Vorderen Orients kannten einen romantischen Sprachcode: „Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein”, heißt es in dem alten kanaanitischen Hochzeitslied aus der Zeit um 500 v.u.Z., das als Schir ha-Schirim, als „Schönstes aller Lieder” in den Kanon der Tora aufgenommen wurde. Ähnliche Liebesgedichte sind aus dem alten Ägypten überliefert, in dem Papyrus Harris, ca. 1300 v.u.Z., heißt es zum Beispiel: „Ich ging von ihr fort, ich floh vor deiner liebe, sonst wäre mir das herz zersprungen, doch selbst ... der süßeste dattellikör wird mir schal, so bitter wie vogelgalle, einzig ein kuss von dir, nase an nase ließe mein herz wieder klopfen von deinem Atem begänne es wieder zu schlagen“.

Max Ernst Die großen Liebhaber (1926)Am Beispiel von Clara Wieck und Robert Schumann lässt sich zeigen, wie sehr die kulturellen Handlungsmuster dem unmittelbaren Gefühl der romantischen Liebe Stene in den Weg legen können: In ihren Briefen versicherten sich Clara und Robert sich tausendfach ihrer Liebe und tauschen literarische Küsse aus. Über ihre Vorstellungen von dem gemeinsamen Leben in Liebe verrät der Briefwechsel nichts - die Metaphern der Liebe scheren sich nicht um die konkreten Lebensentwürfe. Nachdem der Widerstand von Vater Wieck gegen  die Liaison per Gericht überwunden war, stellt sich dann heraus, dass Robert Schumann ein äußertest patriarchalisches Bild dieser Liebe hat - die erfolgreiche Pianistin Clara soll als Clara Schumann Hausfrau werden und ihm zuliebe auf ihr Karriere-Leben verzichten. Der Lärm ihres Klavierspiels stört seine Konzentration bei der Komposition. Von den kulturell geformten Lebensentwürfen scheinen die Kommunikationsformen für die archaischen Gefühle der Liebe unberührt - und sie scheiterte doch schließlich daran, die kulturell stark geformte Persönlichkeit der Clara erwies sich letztlich als „nicht anpassungsfähig“.

 

Max Ernst, Die großen Liebhaber (1926)  

Alles Biologie?

Der Interpretationen der Liebe als Kulturphänomen stellen Neurobiologen nüchtern entgegen: „Alle diese Ameisen sind überzeugt, dass sie frei entscheiden zu tun, was sie grade vorhaben.“ So der Biochemiker Jens Reich. „In dem Drüsen- und Nervengewitter in uns, das wir Sexualität nennen, ist die Paradoxie zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektivem Sachverhalt auf die Spitze getrieben. Wir sind ganz zweifelsfrei Marionetten unserer Hormonchemie.“ So nüchtern sehen es Endokrinologen, manchmal mit einer schlichten Verteilung von Ursache (Hormonchemie) und Wirkung (Wir-Gefühl). Den sexuellen Lustgefühlen ordnen sie die Hormone Testosteron und Östrogene zu, die Phantasie, sexuelles Verlangen und sexuelle Aktivität steigern. 
In der Phase der romantischen Liebe und des Verliebtseins („Schmetterlinge im Bauch“) spielen Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin und Pheromone eine große Rolle („Liebe geht durch die Nase“). 
Die starke Bindung schließlich, die durch das Erleben der sexuellen Liebe erzeugt wird, geht mit der Ausschüttung von Oxitocin einher - dieses Hormon“ beeinflusst soziale Verhaltensweisen wie Paarbindung und Treue und auch orgiastische Gefühle. 

Biologen haben diesen Zusammenhang fasziniert bei den Präriewühlmäusen „Microtus ochrogaster” studiert, die nach einer ausgedehnten Liebesorgie des Kennenlernens erhebliche Mengen des Oxitocin produzieren und ihr ganzes, 2-3 Jahre dauerndes Mäuseleben treu wie Ehepartner zusammen bleiben. Sie zeigen sogar „Liebeskummer”-Erscheinungen bei einer unfreiwilligen Trennung.

Seepferdchen beim LiebestanzEs gibt ihn seit 40 Millionen Jahren, den perfekten Liebhaber. Er lebt im seichten Gewässer und zelebriert die romantische Liebe wie kaum ein anderes Geschöpf, er übernimmt als Männchen sogar die Mühen der Schwangerschaft: Hippocampus ist der Name der Spezies. „Verliebte” Seepferdchen-Paare drehen stundenlang gemeinsam Pirouetten im Seegras und fassen sich bei den Schwanzspitzen, sie reiben ihre Nasen aneinander, umrunden sich, ja, sie „erröten“ in Orange und Pink. Sie tanzen. Beim Liebesakt schließlich spritzen die Weibchen ihre Eier - bis zu 200 - mithilfe einer penisähnlichen Legeröhre in die männliche Bauchtasche. Danach taumelt das Männchen schwankend davon - scheinbar vollkommen „glücklich”. In der Bauchtasche werden die Eier befruchtet, in Gewebe gebettet und 12 Tage lang mit Sauerstoff und Nährsubstanzen versorgt.  Gesteuert wird dieser Vorgang von dem Hormon Prolactin, das auch bei Menschenfrauen die Milchproduktion stimuliert.

Die instinktgesteuerte Fähigkeit zu „romantischer“ Liebe ist bei der Höherentwicklung der Arten verloren gegangen. Bei den meisten Säugern „nimmt” das Männchen sich das Weibchen. Sexualität hat mit Macht und Hierarchie zu tun und ähnelt oft ganz unromantisch einer Vergewaltigung.

Eine Ausnahme machen die Hippie-Primaten: Die Bonobos haben ihre sexuelle Lust in eine differenzierte Kultur des Zusammenlebens eingebaut. 
Offenbar sind kultivierte Strategien der Partnerwerbung und der Bindung des Paarungspartners auch in der Biologie vorbereitet. Evolutionspsychologen wie Robin Dunbar lehren uns: Auch vor der Sprache kannte die Biologie das Bedürfnis nach einer stabileren Gemeinschaft als der, die sexuelle Begierde allein zu stiften vermag. Das „Kraulen“ steht bei uns Primaten am Anfang der Kommunikation. Kommunikation unter Sexualpartnern ist vocal grooming – „verbales Kraulen“. Aber erst in der Zwischenwelt verbaler Kommunikation wird daraus ein kulturelles Muster der Liebe.

Sprachlich formulierte „kulturelle Modelle” prägen „nur in begrenztem Umfang das emotionale Erleben selbst”, sagt die Ethnologin Birgitt Röttger-Rössler, aber sie bestimmen, in welchem Kontext die eigenen Emotionen interpretiert werden - auch zwischen den Liebes-Partnern. Aufgrund ihrer Studien geht sie davon aus, dass es auf der Ebene des emotionalen Erlebens und der unmittelbaren (Körper-) Erfahrungen „große Ähnlichkeiten über die Kulturen hinweg” gibt, dass aber „die dominanten kulturellen Diskurse jeweils andere Komponenten der Liebe in den Mittelpunkt stellen.” Die Neurobiologie und die Kultur der Liebe sind keine sich ausschließenden Erklärungsebenen, sondern ergänzen sich: Ohne die Biologie wäre die Liebes-Kultur fleischlos, ohne die kulturelle Welt der Liebe gäbe es zwar sexuelle Begierde, aber keine erotischen Gefühle.

    Wer wie Niklas Luhmann „Liebe“ nur als Kommunikations-Code in den Blick nimmt, muss zu kurz greifen. „Liebe“ umschreibt immer auch ein Handlungsmuster und eine Gefühlswelt. Wenn Luhmann sich nur damit befasst, wie in der literarischen bürgerlichen Kultur die Kommunikation über romantische Liebe „codiert“ erscheint, erfasst nur einen speziellen Aspekt. Liebes-Kommunikation gab es auch vor der bildungsbürgerlichen Eloquenz. Es gibt zudem keinen Grund für die Annahme, dass Menschen nur das empfinden, was sie auch sprachlich differenziert artikulieren können, im Gegenteil – es gehört sprichwörtlich zum Spezifikum von Gefühlen, dass sie mit Blicken und Gesten kommuniziert werden und sprachlich höchstens in Andeutungen artikulierbar sind. Daher haben die Wissenschaftler das Thema Emotionen lange den Dichtern überlassen.

Die Liebes-Kommunikation spiegelt das Bedürfnis nach einer einzigartigen und intim-engen sozialen Bindung, in der die  eigene Bedeutsamkeit bestätigt wird. Liebe ist „so etwas wie ein Motor für die Koevolution des Menschen, ein Prozess in dem sich Menschen wechselseitig die Erfüllung und Verwirklichung ihrer tiefsten Sehnsüchte in Aussicht stellen”, schreibt der Neurobiologe Gerald Hüther: Eine Reduzierung auf die Neurobiologie wäre geradezu eine „Bagatellisierung”.

In der menschlichen Kulturgeschichte gibt es eine Tradition schlicht sexueller, aus heutiger Sicht eher „pornografischer“ Kommunikation über erotische Phantasien, die schon in den alten Sprachen ihren Niederschlag gefunden haben. Adalbert Podlech hat das Wörterbuch dazu geschrieben. Gleichzeitig gibt es eine große Kontinuität von Träumen und Ausformungen des romantischen sprachlichen „Liebescodes“ – über unterschiedliche Ausprägungen und gesellschaftliche Funktionen im Verlaufe der Geschichte hinweg.  

Beispiele der Liebeslyrik gibt es in der Geschichte der Dichtung aus allen Jahrhunderten (Beispiele hier).

Der romantische Liebes-Code 

Niklas Luhmann hat das Paradox drastisch formuliert: Der sprachliche Code der romantischen Liebe bietet ein Sprechmuster für Unaussprechliches - seit den Anfängen der Kulturgeschichte. Die Liebes-Semantik ist ein typisches Beispiel für einen kommunikativen Code, der eigentlich nur spiegeln soll, dass ich fühle, was du fühlst, ohne dass ich weiß, was genau du fühlst und ohne zu erklären, was ich denn fühle. Der Liebescode ermöglicht verbale Kommunikation über Unsagbares. 

Aber nicht erst die Sprache, wie Luhmann suggeriert, schon die unausgesprochenen emotionalen Handlungsmuster der Liebe geben vor, was ich erwarten kann und was von mir erwartet wird „im Falle der Liebe“. Die Erwiderung des verliebten Blickes macht ein Verhalten legitim, das ohne dieses Bekenntnis unanständig anstößig, obszön und eventuell auch strafrechtlich relevant wäre. Der Satz „Ich liebe dich!“ erscheint als spontane Gefühlsäußerung und ist doch verbunden mit einem Knäul von Erwartungen – insbesondere der, dass er erwidert wird. Keine Liebe ohne Gegenliebe. Das Versprechen der Liebe umfasst die Erwartung, geliebt zu werden – und damit als etwas ganz Besonderes und als etwas Ganzes gespiegelt zu werden - als einzigartiger Mensch. Wer geliebt wird, hält es für ausgeschlossen, dass der Liebhaber einen anderen Menschen genauso lieben könnte. Liebe verspricht eine vollkommene Harmonie von Erwartung und Gegenerwartung – zwei wollen im Glück des anderen ihr eigenes Glück finden.

Alle kultivierten Gesellschaften schaffen für diese unwahrscheinliche Bindung einen strengen Rahmen – Treue, Ehe. Im Gegenzug dürfen sich Liebende zueinander verhalten wie kein Mensch einem anderen gegenüber das dürfte. Kaum jemand bleibt von der Erfahrung verschont, dass Liebe schwindet und „verblasst“. Dennoch bleiben das Bedürfnis und die Vorstellung, dass sie ewig halten müsse. Was die Liebe angeht, ist der Mensch nicht lernfähig.   

Die Kommunikation über die Liebe soll das Aufwallen der Gefühle in einen verstandesmäßigen Rahmen einfügen, aber nur mit Metaphern wird die Sprache den Gefühlen der Liebe gerecht und lässt die Liebenden gleichzeitig mit den Paradoxien ihres Verhaltens allein. Die „Liebe” ist schicksalhaft spontan, sie „überkommt“ einen, soll bedingungslos, selbstlos, ewig, exklusiv, einzigartig sein. 

Der kulturelle Liebescode prägt dabei Erwartungen, die der junge Mensch schon vor seiner ersten „Affäre“ ausgeprägt hat  – früher wurde der Liebescode tradiert durch Erzählungen der Alten, dann durch die Lektüre von Romanen, heute vorwiegend durch Liebesfilme.  

Romantische Liebe ohne Schwangerschaftsangst

Das romantische Liebesideal war im 19. Jahrhundert in der europäischen Kulturtradition noch eines von Außenseitern und Liebesheroen. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts werden die Ansprüche allgemein in allen gesellschaftlichen Schichten und konkret ernst genommen. (Hartmann Tyrell)

In seinem Buch „Vom Untergang des Abendlandes“ polemisierte Oswald Spengler 1918 verzweifelt gegen die sich ankündigenden Bedürfnisse der Frau: 
   „
Statt der Kinder haben sie seelische Konflikte, die Ehe ist eine kunstgewerbliche Aufgabe 
   und es kommt darauf an, sich gegenseitig zu verstehen.“ 
 
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg liefen die öffentlichen Diskussion der Sexualtheorie (Wilhelm Reich) und der Prozess der Frauenemanzipation noch weitgehend nebeneinander her. In den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts verbanden sich beide Prozesse zu einem wichtigen Motor gesellschaftlichen Wandels. 

Der Soziologe Nobert Bolz hat Spenglers konservatives Motiv in Reaktion auf diese zweite Welle noch einmal aufgenommen: 
  „Vor allem die Frauen rebellieren gegen das Schicksal der Biologie“, schreibt er (in: Helden der Familie, 2006)  Erst die christliche Moralinstitution „Ehe“ habe es vermocht, die Biologie in einen  Rahmen von Kultur einzusperren. Die Ehe sei dauerhaft glücklich nur möglich  „in der Selbstbindung an innerliche religiöse Werte“, so Bolz, ansonsten drohten die „Seelenkatastrophen des Narzissmus“.  Die Asymmetrie der neuzeitlichen Liebesehe wird zum Stein des Anstoßes für moderne emanzipierte Frauen: Frauen gehen nicht nach dem männlichen Ideal ganz auf in der Liebe, sondern beanspruchen berufliche Lebensentwürfe und pflegen Kontakte außerhalb des Frauenkränzchens und der ehelichen Zweierbeziehung - auch zu männlichen Bezugspersonen.
 

Seit den 1960-er Jahren hat die Pille die Sexualität entbunden: Die enge Verbindung von Sexualität und Schwangerschaft löst sich, „Liebe“ muss nicht Ehe und Familie bedeuten. Sexuell fundierte Liebe wird (wieder) auch ohne Trauung und kirchlichen Segen legitim. Die gesellschaftlichen Zwänge der Lebenspartnerschaft lockern sich. Die hohen Scheidungszahlen künden nicht von einer größeren Zahl gescheiterter Liebesheiraten, sondern zunächst nur davon, dass die Auflösung „unglücklicher“ Ehen weniger tabuisiert wird. Auch rein ökonomisch wird für Frauen das Single-Leben denkbar, wenn sie nicht auf die Ehe als Versorgungsgemeinschaft angewiesen sind.

Das neuzeitliche romantische Liebesideal überwindet so die Fesseln der „lebenslänglichen“ wirtschaftlichen Zwangsgemeinschaft. Frauen reklamieren auch für sich das Recht sexueller Befriedigung, sie wollen nicht nur auf ihren Mann und ihre Kinder stolz sein. Frauen beharren darauf, in der traditionell männlichen Sphäre der Gesellschaft Selbstverwirklichung zu finden. Probleme der biografischen Synchronisation bei Doppelkarrieren ergeben sich daraus. Wo sie unvereinbar sind, verbreitet sich die Praxis der seriellen Monogamie. 

Romantische Liebe und zwar „bis dass der Tod euch scheidet“ bleibt als kommunikatives Muster, aber der alte Code begründet kaum noch eine Bindung fürs Leben, sondern Intimität mit begrenztem Zeithorizont. Verbrauchte oder enttäuschte Beziehungen werden abgelöst durch neue Beziehungen, Scheidung oder Trennung ist nicht länger ein Scheitern oder Versagen.  

In der gesellschaftlichen Wirklichkeit, so der Soziologe Kurt Lenz, breitet sich das romantische Liebesideal weiter aus, die literarische Fiktion durchdrang erst im 20. Jahrhundert alle sozialen Schichten, wurde wirksam und radikalisierte sich insofern. „Traumhochzeiten“ sind populäre Fernseh-Inszenierungen. Frauen erheben denselben Individualitätsanspruch wie Männer -  in der arbeitsteiligen Gesellschaft und in der Paarbeziehung. Sie suchen aktiv auch für sich die „wahre Liebe“. Befriedigende Sexualität ist zu einem wesentlichen Kriterium für die Qualität von Zweierbeziehungen geworden. Im Alltag der Zweierbeziehungen kommt es zur Aufwertung der Kommunikation über die Sexualität – Sigmund Freuds sensationelle Gedanken gehören 100 Jahre danach, wenn auch in popularisierter Form, zum selbstverständlichen Alltagswissen. Frauen wollen kein Sexualobjekt sein, oder besser: wollen nicht reduziert sein auf die Rolle als Sexualobjekt und im Mann auch eines haben. Die berufliche Selbstverwirklichung der Frau verändert auch die Balance dessen, was die Partner in die Kommunikation einzubringen haben.  

Romantische Liebe in der Lebensabschnitts-Partnerschaft 

Die Scheidungsraten im 20. Jahrhundert machen die Paradoxie des radikalisierten Liebes-Codes statistisch erfassbar: Das „bis dass der Tod uns scheidet” entpuppt sich als leeres Versprechen. Wenn die Idee einer Dauerhaftigkeit von Beziehungen zurücktritt hinter den Individualitäts-Ansprüchen beider Partner, bedeutet das: Die Institution Ehe wird entwertet durch die Dominanz der Liebes-Erwartung. Der neue Liebescode fokussiert auf persönliche Wünsche und nicht auf langfristige soziale Verpflichtungen. Von den  Anforderungen der Sorge um den Nachwuchs hat sich die Kultur der Liebe ein ganzes Stück entkoppelt. 

Dennoch muss die Beziehungswirklichkeit auch auf einer alltäglichen praktischen Ebene kommunikativ konstruiert werden. Der Liebes-Code stellt keine angemessene Sprache zur Verfügung für den Alltag der Ehe. Der romantische Code versagt vor den Alltagsproblemen der realen Lebenspartnerschaft und den Routinen und Banalitäten des Alltags. Partnerschaft ist nicht selbstlos, sondern ein - wenn auch oft ungeschriebener, gelebter - Vertrag zwischen „Partnern“. Wer kümmert sich um die schmutzige Wäsche, wer um das Geld? Wessen Interessen bestimmen die Mobilität, wessen Arbeit (oder Karriere) hat Vorrang? 

Die Wahl eines ehelichen Lebenspartners bedeutet eine pragmatische gegenseitige Bindung, die jungen Jahren meist die Fortpflanzung und Aufzucht (das „Brüten“) zum Kern hat. Ehepartner müssen immer damit rechnen, dass sie wegen ihres Vermögens geheiratet werden. Der Einfluss der Familie auf die Partnerwahl ist etwas völlig Normales. „Unsere Vorfahren wären nie auf den absurden Gedanken gekommen, etwas so Wichtiges wie Ehe und Familie auf etwas so Unzuverlässiges wie das Gefühl persönlicher Zuneigung und Liebe zu gründen“, formuliert John R. Gillis (in: Mythos Familie). In den Eheratgebern aller Zeiten ist nachzulesen, wie – anders als in den Romanen – in Wirklichkeit die ganz unromantischen Gesichtspunkte der Partnerwahl große Bedeutung hatten und behielten. Auch heute spielt bei der Suche nach dem „besten" Partner die Einschätzung des eigenen sozialen Tauschwertes („mate value") eine große Rolle. Man bemüht sich um Personen, von denen man annimmt, dass sie einen selbst als Partner akzeptieren würden. 

Die Ehe war insofern immer „realistischer“ als die Liebe. Niemand würde vor dem Traualtar bekennen: „Ich werde jedenfalls in den nächsten Jahren eine tiefe emotionale Zuneigung zu dir verspüren und dich erotisch begehren.“ Die gefühlsmäßigen Erwartungen und der sprachliche Code sind darauf angelegt, „mehr zu fordern“ als die Menschen im Netz ihrer alltäglichen Lebenszusammenhänge zu leisten imstande sind. „Dem romantischen Liebesideal ist eine Illusion eigen, als ob jede Begegnung in der Zweierbeziehung von einer einzigartigen Qualität sei und wie selbstverständlich darauf angelegt, die volle Aufmerksamkeit der Beziehungspersonen für die Belange der Liebe zu mobilisieren.“ (Kurt Lenz) 

Hormon-Chemie und Kommunikation

Partnerschaft ist eine Beschreibung wirklicher Bindungsvoraussetzungen, romantische Liebe ist ein kommunikativer Mythos. Partnerschaften, die die Sorge um die Kinder überdauern, kommen durchaus auch in der Tierwelt vor, aber sie sind - rein biologisch gesehen - Luxus und daher der Testfall für die kulturelle Dimension von romantischen Liebesbeziehungen. Der Grad der Freiheit und damit der Individualisierung erweist sich als Herausforderung für dauerhafte Liebesbeziehungen. Im Mythos der romantischen Liebe führt Selbstaufgabe zur Selbstgewinnung. Im wirklichen Leben gibt es Beziehung nur zwischen zwei „Selbsten“.

„Insofern ist die Liebe die reinste Tragik: Sie entzündet sich nur an der Individualität und zerbricht an der Unüberwindlichkeit der Individualität“, wusste schon Georg Simmel (1923). Romantische Liebe bedeute „Umfassen des Andern“, „Insicheinziehen und Verschmelzenwollen“. Das Ich möchte im Wir integriert sein. DALI, Paar mit dem Kopf voller Wolken (1936)1

Für das Selbstbild von meiner Authenzitität erwarte ich vor allem von meinem Liebhaber Bestätigung. Ich suche den anderen, um ich selbst zu sein, und ich trenne mich wieder, um  ich selbst zu bleiben. 
Gelingende Liebes-Beziehungen setzt Vertrauen voraus und eine strukturelle Balance, also Gegenseitigkeit in der Rolle als „Gefährte“ und Respekt vor der besonderen Persönlichkeit des Partners. Dieses Vertrauen wird vor allem kommunikativ geschaffen, es will auch verbal bestätigt und erneuert werden. Ohne kommunikatives „Kraulen“ ist also dauerhafte Liebes-Beziehung nicht vorstellbar. Im kommunikativen „Kraulen“ bildet sich eine Kongruenz der Wahrnehmung, die gemeinsames Handeln (oder auch Verständnis für getrenntes Handeln) ermöglicht.

Salvador Dali, Paar mit dem Kopf voller Wolken (1936)  

So säkularisiert oder pragmatisch sich die Lebensabschnitts-Partnerschaft nach auch geben mag – sie bedarf nach innen einer kongruenten Erzählung über die Geschichte der wechselseitigen Liebesbeziehung und sie bedarf offenbar der Hoffnung auf Wiederholung, auf unendliche Zukunft. Liebes-Kommunikation umfasst im Urgrund immer auch die körperliche Erinnerung an die Lust der Liebe und die Unerklärlichkeit der Liebes-Gefühle. Ihre Intensität und Besonderheit lässt die Vorstellung von Einzigartigkeit aufleben. Das ist der Nährboden ihres Mythos, der von den Paradoxien der Liebes-Kommunikation lebt. 

Offenbar hat „Liebe“ als gesellschaftliche Konvention viel mit Selbst-Bestätigung zu tun. Jeder Mensch spielt verschiedene Rollen in seinen sozialen Bezügen, die seinem Ego mehr oder weniger Befriedigung bedeuten. Man sagt von vielen Menschen, sie gingen ganz in ihrer beruflichen Rolle auf. Aber das Bedürfnis, von einem einzigen und besonderen Menschen auf eine intime Weise Zuneigung und Bestätigung zu erfahren und körperlich berührt zu werden, bleibt - es betrifft den Kern der emotionalen Identität.

 

    Siehe auch meine Texte zu
    Liebes-Lyrik    MG-Link  
    Konsumismus und Communis-mus   MG-Link
     

    zum Thema Bewusstsein
    Gehirngespinste - wie das Gehirn Wirklichkeitsbewusstsein konstruiert MG-Link
    Wie kommt der Mensch zu Bewusst-Sein?   MG-Link
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    Das oral-visuelle Selbst  MG-Link
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    Altägyptische Kultur des Erkennens - die Aspektive  MG-Link
    Was ist virtuelle Realität   MG-Link
    Selbst im Netz  MG-Link
    Aufmerksamkeit - Über Neurologie und Soziologie einer knappen Ressource  MG-Link 
       und Wolf Singers Text „Vom Gehirn zum Bewusstsein”, Auszüge hier   
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