Klaus Wolschner  Texte zur Geschichte und Theorie von Medien & Gesellschaft

Über den Autor

www.medien-gesellschaft.de


III
Medien
-Theorie

Cover WI

Neue Medien,
neue Techniken des Selbst:
 Unser digitales Wir-Ich

ISBN: 978-3-754968-81-9

Cover VR

Über die Mediengeschichte der Schriftkultur und ihre
Bedeutung für die
menschliche
Wirklichkeits-Konstruktion
im  Jahrhundert
des Auges:
Virtuelle Realität
der Schrift

ISBN 978-3-7375-8922-2

COVER AS

Wie wir wahrnehmen,
was wir sehen:

Augensinn und
 Bild-Magie

ISBN 978-3-7418-5475-0

Cover GG

Über religiöse Körpergefühle und die kommunikative Kraft
der großen Götter von Christentum, Islam und Moderne:
Wie Glaubensgefühle
Geschichte machen

ISBN 978-3-746756-36-3

Cover POP2

Über traditionelle
Herrschafts-Kommunikation
und neue Formen der
Medien-Demokratie:
Wenn der Pöbel
online kommt

ISBN: 978-3-756511-58-7

 

 

 

Körper-Sprache

3-2011

Die nonverbale Kommunikation ist eine grundlegende Form der Verständigung auch zwischen Menschen. Nun ein geringer Teil der Körper-Signale wird dabei bewusst ausgesendet oder empfangen. Von Millionen möglichen Sinneseindrücken je Sekunde erreichen nur wenige Dutzend die Ebene unseres Bewusstseins. Man kann davon ausgehen, dass nonverbale Kommunikation in normalen face-to-face-Begegnungen weit über die Hälfte der „Informationen“ ausmacht, die wie von unserem gegenüber aufnehmen und verarbeiten.

In oralen Gesellschaften werden entscheidende Handlungen visualisiert. Hörensagen und Sichtbarwerden gehören zusammen. Der Status einer Person wird körperlich inszeniert - durch Haltung, Kleidung, Distanzregeln. Die Bedeutung der Körper-Signale ist in “oralen” Kommunikationssituationen und Kulturen mit wenig differenzierter (Schrift-)Sprache offensichtlich, in scheinbar rein rationalen Kommunikationssituationen wird sie gern übersehen. Schon die schulische Disziplinierung auf die Schriftsprache hat der Kommunikation viel von ihrer in oralen Gesellschaften beobachtbaren spontanen Körperlichkeit und Emotionalität genommen. Spannend wäre eine Geschichte der nonverbalen Kommunikation vor allem im Hinblick auf die modernen Diagnosen über „flexible Menschen” (Sennet) und ihre „kalten Herzen“, so der Titel der amerikanischen Soziologin Arlie Hochschild - also Veränderungen der menschlichen Emotionen in Folge von „entpersönlichter” Arbeitsteilung und „unkörperlichen” digitalen Kommunikationsformen. Je unsicherer (flexibler) eine Persönlichkeit, desto mehr sucht sie Sicherheit in konventioneller Körpersprache und orientiert sich an dem, was erwartet wird.
Eine Geschichte der Körper-Sprache müsste die Frage stellen, wie der digitale Schrift-Austausch, der die körperlichen Signale nicht mittransportieren kann, menschliches Kommunikationsverhalten verändert. Kommunikative Portale wie Facebook haben offenbar den Mangel erkannt und versuchen ihn durch einen emotionalen Tonfall zu überspielen - etwa durch das penetrante „gefällt mir”.

Wenn wir face-to-face kommunizieren, tun wir das auch mit Blicken, Gestik, Stimmqualität, Kleidung und Distanzverhalten, Gesichtsausdruck und Haltung. Friedrich Nietzsche schon wusste: „Man lügt wohl mit dem Munde; aber mit dem Maule, das man dabei macht, sagt man doch noch die Wahrheit.“ Nonverbale Kommunikation enthält emotionale Informationen über die Motive menschlichen Verhaltens, wir erkennen Sympathie, Faszination, und Bewunderung, Ablehnung, Widerwillen und Abscheu, Desinteresse und kommunikative Langeweile. Nonverbale Signale werden unbewusst wahrgenommen und gedeutet. Unmittelbar äußert sich Körpersprache in Mimik, Blickkontakt, Gestik und Körperhaltung. „Ich liebe Dich“ ist unglaubwürdig, wenn der Sprecher dabei gelangweilt wegguckt.

Körpersprache ist schwer durch Worte zu dementieren, da Körpersprache kaum bewusst zu beherrschen ist. Sprichwörtlich macht der Ton die Musik. Menschen desselben Kulturkreises können auch aus völlig willkürlich gebildeten Pseudoworten anhand des Tonfalls auf die Laune eines Gesprächspartners oder die emotionale Botschaft schließen. Oft gilt: Je emotional bedeutender eine Botschaft ist und/oder je weniger Aufmerksamkeit ein Zuhörer auf den Inhalt der gesprochenen Worte richtet, desto stärker wirkt die unterschwellige nonverbale „Botschaft“. Neurologische Untersuchungen zeigen, dass Körpersprache und Gesichtsausdruck vom Gehirn ähnlich verarbeitet werden wie Sprache. 

Die Wirkungen eigener Körpersignale sind weder kalkulierbar noch verbalisierbar. Sie sind ein Bereich intuitiver Kommunikation.

Luzerner Hirnforscher Pascal Vrticka hat untersucht, wie das Gehirn Gesichter, denen wir begegnen, innerhalb einer Zehntelsekunde in „gut“ oder „schlecht“ einteilen kann. Sahen die Versuchspersonen die Gesichter später wieder, erkannten sie sie nur als „bekannt“. Was ihnen nicht bewusst war und mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie gezeigt werden konnte: Waren die Gesichter in einem eher negativen Kontext aufgefallen, dann reagierten Bereiche des „emotionalen Gehirns“ der Amygdala, die auch bei Angst aktiviert werden. Waren die Gesichter in einem positiven Kontext erstmals gesehen worden, dann  reagierten Gehirnzellen, die auf „sympathische“ Reize spezialisiert sind. Das bedeutet: Unser Gehirn klassifiziert auch emotionale Erinnerungssignale, ohne das dem Bewusstsein immer mitzuteilen.

Wo sich die Motive für Verhaltensweisen oder Bedürfnisse des eigenen Körpers dem bewussten Zugriff und Verstehen entziehen, „konfabuliert“ unser Verstand gern, d.h. er erfindet „rationale“ oder sozial legitime Motiven.

„Rosenthal-Effekt" oder „Pygmalion-Effekt" nennt man das Phänomen, dass die (unbewusste) Einschätzung meines Gegenübers mein Verhalten beeinflusst im Sinne von Bestätigung des Gegenübers.
Sowohl-als-auch-Aussagen, Allgemeinplätze sowie Mehrdeutigkeiten führen dazu, dass der Kommunikationspartner das versteht, was er verstehen will.

Menschen, die allein in einem Zimmer sind, reagieren mimisch ganz anders auf gefühlsauslösende (Film-) Szenen als Menschen, in deren Sichtfeld andere Menschen sind – auch dann, wenn sie nicht selbst gesehen werden. Unbewusste körpersprachliche Signale sind offenbar auch sozial konditioniert. Kinder, mit denen viel durch Gesten nonverbal kommuniziert wird, haben es leichter, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln.

Zur nonverbalen Kommunikation gehört auch das bewusste und gezielte Verändern des Aussehens durch Kleidung, Schmuck, Frisur. Wir möchten einen ganz bestimmten Eindruck erwecken (Impressions-Management). 

Neuropsychologen haben durch Aktivitäts-Messungen bestätigt, dass zu Beginn einer jeden Begegnung und eines jeden Gesprächs die Glaubhaftigkeit des Partners eingeschätzt wird. Dies geschieht blitzschnell völlig unbewusst über eine Analyse des Gesichtsausdrucks (besonders Augen- und Mundstellung), der Tönung der Stimme (Prosodie) und der Körperhaltung. Unbewusst wahrgenommener Körpergeruch kann ebenfalls eine Rolle spielen.

Beim ersten Eindruck spielt auch die Symmetrie eine wichtige Rolle. Dies beobachtet man auch bei vielen Tieren: Symmetrie wird offenbar als Zeichen für Gesundheit, Kraft und gute Gene interpretiert. Beide Geschlechter bevorzugen symmetrisch gebaute Partner, besonders auffällig zeigte sich das beim Blick auf die Beine, diese müssen gleich lang sein.

Seit der Antike beschäftigen sich die Philosophen mit der Frage, was ein Gesicht  „schön“ macht. Neuere Experimente zeigen: Durchschnittlichkeit der Proportionen ist vermutlich ebenso wie Symmetrie ein Merkmal, das als „schön“ bewertet wird. Offenbar schließen wir unbewusst auf die Gesundheit des Gegenübers.
Die Bedeutung von nonverbalen Signalen im Kontext der Sprache variiert nach Kultur und sozialem Kontext. 

Der Linzer Psychologe Werner Stangl hat ausführlich die Formen der nonverbalen Kommunikation beschrieben - hier sollen einige Stichworte genügen. Link

Stimme

Para-verbale Elemente der Sprache sind Tonhöhe der Stimme, Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit, Pausendauer. In den alten Kulturen der Analphabeten war einer, der Geschichten erzählen konnte, ein “Sänger”. Analphabeten haben den Vers erfunden und ihre Rede war Klangrede.  Die Verarbeitung von Rhythmen passiert in einem älteren Hirnteil als die der gesprochenen Worte.

Gesichtsausdruck

“Imago est animi vultus“ - das Gesicht ist ein Abbild der Seele, das wusste  schon der römische Schriftsteller Cicero. Charles Darwin selber widmete eines seiner späteren Werke (1872) dem "Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“. Ratten geben lachähnliche Geräusche von sich, wenn sie miteinander spielen oder gekitzelt werden. Bei einigen Halbaffen sowie Pavianen, Makaken und Gibbons findet ein Lach-Gesicht. Wenn Schimpansen im Spaß zubeißen, erinnert ihre Mimik als auch ihr Kichern an das menschliche Lachen. Aus dem Spielgesicht des Schimpansen hat sich beim Menschen offenbar die allgemeine kommunikative Mimik des Lachens entwickelt.
Ein nicht-erwidertes Lächeln löst bei der lächelnden Person Scham aus.

Menschen können menschliche Gesichter sehr gut voneinander  unterscheiden, anscheinend verfügen sie im Gehirn über besondere Module dafür. Ist ein Gesicht auf den Kopf gestellt, „sehen“ Menschen auf auffallende Anormalitäten nicht mehr. Das Gehirn kann Gesichter dann so schlecht vergleichen wie zerknüllte Papierbällchen.

Der Emotionspsychologe Paul Ekman hat (seit 1976) ein Facial Action Coding System (FACS) entwickelt zur Beschreibung von Gesichtsausdrücken. Heute wird dies eingesetzt, um auf Grundlage von Video-Überwachung aus Gesichtszügen Hinweise auf möglicherweise „gefährliches“ denkende Personen zu gewinnen.

Angst, Angstgesicht

Angst haben Menschen vor allen Tieren haben, aber Schlangen und Spinnen nehmen als Objekte von Angstreaktionen bei einen privilegierten Platz ein – obwohl doch in unserem Leben gifte Spinnen äußerst Selten sind und Schlangen nicht mehr vorkommen. Offenbar ängstigen wir uns mehr dem, was unsere pleistozänen Vorfahren in Schrecken versetzt hat, als vor den realen Gefahren wie Elektrizität, Geschwindigkeit oder Radioaktivität.

Es gibt ein kulturübergreifendes Angstgesicht. Augenbrauen und Lider werden nach oben gezogen werden -  mit aufgerissenen Augen kann ich die Bedrohung besser erkennen. Aber gleichzeitig „spüren“ andere, dass ich Angst habe. Die Mundwinkel verzerren sich nach außen zur Furchtstarre. Solche Signale der Körpersprache wirken rational unbeherrschbar und unmittelbar.

Kinder sind beruhigt, wenn die gleichzeitig im Raum anwesende Mutter lächelt. Wenn die Mutter ein Angstgesicht zeigt, mögen sie sich nicht von der Mutter entfernen.

Distanzzonen und Territorialität

Berührung ist ein wichtiges Kommunikationselement. Kleinen Kindern signalisiert der Pädagoge mit einer flüchtigen, leichten Berührung: Du bist mir angenehm, ich akzeptiere dich. Bei Erwachsenen gilt: Der Ranghöhere darf den Untergebenen berühren. Außerhalb intimer Freundschafts-Beziehungen bestimmt die Hierarchie, wer wen berühren darf.  Im Mittelalter durfte der englische König jeden Untergebenen, der ihn – selbst aus Versehen – berührte, zum Tode verurteilen und dieses Urteil sofort vollstrecken.

Den persönlichen Freiraum eines anderen zu respektieren ist ein fundamentaler Aspekt der sozialen Interaktion unter Menschen. Die Zone intimer Distanz reicht bis zu einer Entfernung von ca. 60 cm. Wird die Intimzone verletzt, löst dies Unlustgefühle aus, eventuell werden Kampfhormone ausgeschüttet: der Körper stellt sich auf Kampf oder Flucht ein. Die normale Gesprächsdistanz beginnt bei 60 Zentimetern.  Lässt sich das nicht vermeiden (z.B. in einem überfüllten Bus), behandeln wir den anderen als "Non-Person". Bis auf 1,50 Meter können sich fremde nähern, ohne dass man sie beachten muss.

In Südamerika sind die Distanzzonen geringer ausgeprägt als in Mitteleuropa. Ein klassischer Engländern lässt die Berührungen nicht zu, die Männer aus Puerto Rico als normal empfinden würden.

Olfaktorische Kommunikation

Auch körpereigene Geruchsstoffe (Pheromonen) haben im Rahmen der nonverbalen Kommunikation eine große Bedeutung. Ob ich jemanden riechen kann oder nicht, beeinflusst Sympathie und Antipathie. Frauen sind in der Zeit kurz vor dem Eisprung besonders anfällig für den männlichen Geruchsstoff Androstenon. Gerüche können auch die Erinnerung aktivieren, weil das Geruchsgedächtnis stark mit dem Gedächtnis für Gefühle verknüpft ist.

Der geruchsforscher Hanns Hatt geht davon aus, dass das Inzest-Tabu auch über den Körpergeruch unbewusst befestigt wird: Unterschiedliche Pheromone signalisieren genetische Unterschiede und je verschiedener der eigene Körpergeruch von dem eines Mitmenschen anderen Geschlechts ist, desto attraktiver wirkt dieser. Das Gehirn sammelt offenbar Geruchsinformationen und bündelt sie, bevor der Eindruck als signifikant als Signal an andere Gehirnregionen weitergeleitet wird.

Gesten

In islamischen Gesellschaften gilt die linke Hand als unrein. Mit ihr zu grüßen, wäre zumindest unhöflich. Spanier begrüßen sich mit „Los dos besos“, Küssen auf die Wange. Nur „von Mann zu Mann“ wird oft einfach die Hand gegeben. In Deutschland gibt es drei Arten der Begrüßung. Das einfache „Hallo“, das Hand geben, das intime oder verwandtschaftliche „sich Umarmen“.

Der Kuss, der auch bei Schimpansen als Geste der Zuneigung vorkommt, wird von Ethnologen als ritualisiertes Mund-zu-Mund-Füttern interpretiert, bei dem das Muttertier seinen Jungen vorgekaute Nahrung in den Mund schob. Ähnlich ist der „Diener“ ist eine ritualisierte Unterwerfungs- und damit Beschwichtigungshandlung. Noch stärker ist die Geste, wenn man den Staub vor den Füßen des Gegenübers mit dem Angesicht berührt.

Das verneinende Kopfschütteln lässt sich schon beim Säugling beobachten, der bei einem unangenehmen Reiz den Kopf zur Seite und somit Auge und Nase vom Reiz weg bewegt. Gähnen steckt an – vor allem verständnisvolle und mitfühlende Menschen lassen sich anstecken. Aber Babys nicht. Offenbar sind ihre Spiegelneuronen dafür noch nicht ausgebildet, offenbar ist Gähnen ein erlerntes soziales Signal, das Sich-Einfühlen voraussetzt. Auch Autisten lassen sich vom Gähnen nicht anstecken.

Haare

Durch seine Auffälligkeit und individuelle Gestaltbarkeit hat das Haar einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung unserer Mitmenschen und auf unser Selbstbild als Individuum. Viel Zeit und Geld wenden vor allem Frauen zu seiner Pflege auf. Für Frauen kann der Verlust von Haaren traumatisch wirken, als Frauenmode erscheint eine Glatze unvorstellbar.
Glänzende lange wallende Frauen-Haare haben eine besondere sexuelle Anziehungskraft, kurz geschnittene Frisuren transportieren das Gegenteil. In einigen Kulturen müssen die Frauen gegenüber Fremden ihre Haare verbergen, damit Männer sich nicht sexuell angesprochen fühlen.
Die eigenen Haare zu berühren gilt beispielsweise als Zeichen von Unsicherheit. Das Zurückwerfen, Berühren, Streicheln, oder Zurechtstreichen der Haare wird auffallend häufig von Frauen in Flirtsituationen eingesetzt. Die Haare werden dabei besonders präsentiert - das Signal heißt: Beachtung, bitte!
Im Mittelalter waren lange Haare bei einem Mann ein Signal für Freiheit. In den 1960er und 1970er Jahren konnten Männer so eine intellektuelle Protest-Haltung signalisieren.

Augenkontakt, Augengruß

Menschen deuten häufige Blickzuwendungen als Aufmerksamkeit. Vermeiden des  Blickkontaktes signalisiert Desinteresse, Ablehnung oder Scheu. Blicke verraten viel über das Innenleben eines Menschen, eine lügende Person hat oft geweitete Pupillen. Eine der wichtigsten sozialen Gesten ist der Augengruß. Für etwa 1/16 Sekunde werden die Augenbrauen symmetrisch angehoben, oft lächelt der Mensch dazu. Weil diese Geste so wichtig ist, irritiert uns Gesicht ohne Augenbrauen und Wimpern.

Lügen, Täuschen

Die Mechanismen von Täuschung und Aufdeckung einer Täuschung beschäftigt Biologen und Sozialhistoriker gleichermaßen. Betrug ist ein normaler Mechanismus der Biologie und ohne Betrug gibt es keine Kommunikation. Kleine Lügen erhalten die Freundschaft, wenn man damit vermeiden kann, jemanden zu kränken oder komplizierte Auseinandersetzungen zu vermeiden. In Spielen wie etwa beim Poker ist das betrügerische Gesicht sprichwörtlich. Nicht zuletzt sind es Selbstlügen, die das Leben erträglich machen.  

Das Gehirn ist gleichzeitig darauf spezialisiert, Betrug aufzudecken. Lügen ist anstrengende kognitive Arbeit. Die neuronale Verankerung von tatsächlich Erlebtem ist umfassender als die einer fiktiven Geschichte. Das führt zu unangepassten nonverbalen Reaktionen, die hinweise auf Lügen sein können, etwa unangemessene emotionaler Erregung, auffällige Veränderungen der Tonlage oder des Rhythmus der Sprache. Personen, die lügen, pflegen häufiger mit ihren Pupillen zu „blinken“. Sie meiden direkten Augenkontakt. Gelegentlich zeigen lügende Personen übertriebene Gesichtsausdrücke. Bewegen Hände und Füße unruhig.