Mit dem biblischen Liebesgebot und dem Jesus-Wort „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen" hat die Politik Konstantins jedenfalls nichts zu tun gehabt. Noch im Jahre 330, 18 Jahre nach seinem Sieg, ließ Konstantin in seiner neuen Residenz „Konstantinopel“ eine mehr als 30 Meter hohe Säule errichten, deren Sockel aus Heliopolis stammt, dem Zentrum des altägyptischen Sonnenkultes. Die Säule krönte ein vergoldetes Standbild von Konstantin im Strahlenkranz des Mithras, sie wurde mit Opfern und Gebeten, Kerzen und Weihrauch nach alten Bräuchen verehrt.
Der Kirchenhistoriker Laktanz deutete im Jahre 317 das Zeichen Konstantins als Ligatur aus Chi und Rho, d. h. zu einem Kürzel für Christus um, er problematisiert den „heidnischen“ Kult einer Anbringung magischer Zeichen auf den Waffen der Soldaten zur Beschwörung für das Kriegsglück nicht. Rolf Bergmeier hat darauf hingewiesen, dass weder das Kreuz noch das „PX“ im Jahre 312 Symbole des Christentums waren. Selbst wenn Konstantin solche Symbolik verwendet hätte - niemand hätte verstanden, was er damit aussagen will. Bergmeier hat zudem die Frage aufgeworfen, woher 50.000 Soldaten im Feldlager die Farbe bekommen haben sollen, um ihre Schilde entsprechend zu verschönern.
Der Bischof Eusebius von Caesarea wusste Mitte der 320er Jahre in seiner Vita Constantini dann von einer Vision zu berichten: Konstantin habe ein Kreuz aus Licht über der Sonne gesehen. Erst in der Nacht vor der Schlacht sei ihm Jesus Christus erschienen und habe die Verwendung des Zeichens als Schutz- und Siegeszeichen geradezu angewiesen. Seit der Mitte der 320er Jahre wurde dieses Zeichen im römischen Imperium verwendet. Eusebius schwärmte in seiner Trizennatsrede rückblickend: „Dem einen König auf Erden entspricht der eine Gott, der eine König im Himmel und der eine königliche Nomos und Logos.“ Die Botschaft war offenbar schon den Zeitgenossen klar: Dem christlichen Monotheismus entspricht der kaiserliche Imperialismus.
Im Jahre 325 berief der römische Kaiser das Konzil von Nicäa ein, für das er das seither gültige christliche Glaubensbekenntnis mit dem Bezug auf die „Dreieinigkeit“ formulierte (siehe den Nicäa-Text dazu).
Der Bischof von Jerusalem, Makarius, erzählte ihm von den Stätten der Passion Christi. Konstantin wollte das Grab Jesu freigelegen und eine Basilika errichten lassen. Konstantins Mutter Helena, im Unterschied zu Konstantin eine getaufte Christin und mittlerweile „Mitkaiserin“, beaufsichtigte die Arbeiten. Kirchenhistoriker des 4. und 5. Jahrhunderts schildern, Helena habe nach dem Versteck des Kreuzes gesucht und sei nicht weit von der Schädelstätte auf drei Hölzer, die Tafel mit der Inschrift und drei oder vier Nägel gestoßen. Auch die Reliquien der Heiligen Drei Könige hat sie der Legende nach gefunden. Helena wird auch von der katholischen Kirche als „Heilige“ verehrt.
Der römische Kaiser Konstantins verbreitete in seiner Regegierungszeit das Kreuz als Symbol seiner Macht. Der Bischof Athanasios „der Große“, Bischof von Alexandria am Ende des 3. Jahrhunderts und Anhänger des Kaisers im Kampf gegen die Arianer, formulierte: „Wer also das Bild anbetet, betet in ihm auch den König an; denn seine Züge und seine Gestalt sind das Bild.“ Bischof Severian von Gabala erklärte rund 100 Jahre später die Funktion der Bildnisse: Der Kaiser kann nicht bei allen Personen anwesend sein, daher ist es notwendig, seine Statue in Gerichtssälen, auf Marktplätzen, in öffentlichen Versammlungsstätten und im Theater aufzustellen – überall dort, wo ein Statthalter handelt, muss das Kaiserbild präsent sein …“
|