Mediengeschichte im 19. Jahrhundert - Überblick -
Vier Jahrhunderte nach Gutenberg wurden periodisch hergestellte Druckmedien zu einer Kraft, die das Alltagsleben von mehr als winzigen Bildungsschichten erreichte.
Die Druckereien nutzten seit 1811 die Zylinderpresse. 1846 baute der Brite Augustus Applegath für die Times die erste eine Rotationsmaschine, die 12.000 Drucke pro Stunde schaffte.
Neben den parteilichen, auch finanziell abhängigen Druckwerken gab es kommerziell betriebe Zeitungen, die Marktgesetzen gehorchten.
Mit Holzschnitten hatten Druckschriften immer schon ihre Attraktivität zu steigern versucht, die erste Illustrierte - “Illustrated London News” - erschien 1842 mit 32 Holzschnitten auf 16 Seiten. Themen der Bilder waren der Afghanistankrieg, ein Zugunglück in Frankreich, eine Dampfschiffexplosion in Kanada und eine Abbildung von einem bunten Abendball im Buckingham Palace. 1838/39 hatte das das Zeitalter der Fotografie begonnen - mit der Erfindung der Daguerreotypie. Die erste preiswertere und aus der Hand bedienbare Kodak-Rollfilmkamera kam 1888 auf den Markt.
Offiziell gewährte in Deutschland als erstes das Königreich Württemberg 1884 offiziell die Pressefreiheit. Die Presse war in manchen Kolonien des British Empire freier als die in bestimmten Ländern Mittel- und Osteuropas.
Mit der Presse entstand der neue Sozialtypus des Journalisten, der zunächst (1789, 1848) oft aus politischem Engagement handelte. Als eigener Beruf entwickelte sich der Journalismus Ende des 19. Jahrhunderts. Als politische „Intellektuelle” wurden einzelne Journalisten einflussreich.
Zeitungen entwickelten sich zu einem Medium gesellschaftlicher Selbstbeobachtung.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts machte die Verbreitung von Nachrichten über Telegraphenleitungen die Presse aktueller. Der in Kassel geborene Julius Reuter hat 1851 in London sein Nachrichtenbüro eröffnet. Für das britische Empire waren die Überseekabel besonders wichtig, die Verkabelung wurde mit großen Visionen vorangetrieben. „Es wird eine durch die Gleichzeitigkeit der Correspondenz vermittelte Gleichzeitigkeit der Action weit verstreuter Menschenmassen möglich, die unter Umständen ganz unberechenbare Folgen haben muss, die z.B. einen von einem Willen in kritischer Lage geleiteten Staatskörper wirklich zu einem Staatskörper werden lässt. (...) Die Städte, die Völker 'erleben' die Ereignisse gleichzeitig, gleich als ob eine Empfindung einen einheitlichen Körper durchzucke. Und wir wissen, Nachrichten erzählt man sich nicht blos, sie wirken auch auf Thun und Lassen der Menschen", so formulierte Karl Knies 1857 in seinem Buch „Der Telegraph als Verkehrsmittel”. 1851 London mit Paris verkabelt, in den 1870er Jahren waren Rio, Kapstadt, Australien, Kalkutta und Peking „verkabelt”.
1899 gelang es dem junge italienische Ingenieur Guglielmo Marconi, Meldungen zu funken - zunächst über den Ärmelkanal, 1901 sogar über den Atlantik. Dass die neue Technik ein neues Massenmedium ermöglichte, den „Rund”-Funk, wurde erst 20 Jahre später deutlich.
Texte zu diesem Themenbereich:
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Das 18. Jahrhundert - Hören-Sagen-Öffentlichkeit in der frühen Neuzeit Link Das 19. Jahrhundert - Neuordnung des Hintergrundwissens durch Volksaufklärung und Massenpresse Link Das 20. Jahrhundert - Politik und Medien in der Fernsehgesellschaft Link Das 21. Jahrhundert - Politik in der digitalen Gesellschaft Link
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