Klaus Wolschner               Texte zur Geschichte und Theorie von Medien & Gesellschaft

www.medien-gesellschaft.de


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I
Medien-
Geschichte

Wie wir wahrnehmen-
was wir sehen

3 AS neu 200

ISBN 978-3-7418-5475-0
im Buchhandel oder beim Autor
klaus@wolschner.de

Über die Mediengeschichte der Schriftkultur und ihre Bedeutung für die 
menschliche Wirklichkeits-Konstruktion im
Jahrhundert des Auges”

3 VR neu 200

ISBN 978-3-7375-8922-2
im Buchhandel oder beim Autor
 klaus@wolschner.de

Medien der Bürger -
Bürgerliche Mediengesellschaft

9-2011

Die Herausbildung des europäischen Bürgertums als sozialer Gruppe ist auch ein durch Medien geformter Prozess: „Die Durchdringung der gesamten Gesellschaft durch das städtische Bürgertum, die Konsolidierung der bürgerlichen Gesellschaft war erst möglich durch die konsequente Instrumentalisierung aller bereits bestehenden sowie durch die Herausbildung ganz neuer Kommunikationsmedien (…). Erst die Medien vermochten jene Integration zu leisten, welcher die neue urbane Klasse bedurfte, um die Beschränkungen des Handels hin zum national übergreifend vernetzten Waren- und Informationsverkehr, um die territoriale Zersplitterung hin zur deutschen Hochsprache, zur deutschen Nationalkultur, zur 'deutschen Nation' zu überwinden. Die neue Identität des 'Bürgers' war Resultat einer neuen Medienkultur. Erst als Mediengesellschaft wurde die Gesellschaft im 18. Jahrhundert zur bürgerlichen." (Werner Faulstich).

Die Jahrhunderte der Aufklärung sind geprägt von einer stetig steigenden Menge von Druckmedien. Die Erscheinungsfrequenz der Zeitungen erhöhte sich, die Zahl der Titel vervielfachte sich. Um das Jahr 1740 zählte die Buchdrucker-Branche für den deutschsprachigen Raum ohne das Habsburgerreich jährlich rund 750 Novitäten, am Ausgang des Jahrhunderts war die Zahl auf 5.000 Neuerscheinungen angewachsen. Vor allem das Interesse an belletristischer und pädagogischer Literatur stieg. Die Zahl der populär-theologischen Titel war vergleichsweise rückläufig. 

Um 1700 gab es 70 politische Zeitschriften, nach der Wende zum 19. Jahrhundert über 1.000. 'Moralischen Wochenschriften' wurden die Blätter genannt, die das bürgerliche Leserpublikum unterhalten und im aufklärerischen Sinne bilden wollten. Diese Zeitschriften behandelten die moralischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Themen der Zeit.

Manche Autor erkauften sich die Abnabelung vom höfischen Mäzenatentum mit einer neuen Abhängigkeit: „Ob ein Goethe das Buch geschrieben hat, ob es die höchste Geisteskraft erfordert hat, darauf kann ich als Kaufmann keine Rücksicht nehmen; ein Krämer kann kein Mäcen seyn", erklärte der Verleger Georg Joachim Göschen.  

Während für feudale Herrschaftsstrukturen die Kommunikation weniger ausreicht, die über Boten, Briefe und direkte „Anwesenheitskommunikation” am Hofe organisiert werden konnte, mussten die Bürger eine Kommunikation der Vielen zustande bringen, um eine ihrer wirtschaftlichen Macht angemessene politische Macht zu erringen. Grundlage der politischen Macht war ein im Weltbild fundierter neuer Konsens, der erst einmal hergestellt und dann immer wieder neu errungen werden muss - eben über bürgerliche Öffentlichkeit.

 

 Von der ersten Zeitung zur Aufklärung  M-G-Link

 Die neue Ordnung des Wissens M-G-Link

Politik unter Druck-Bedingungen    M-G-Link